Dag-Ernst Petersen

Mit großem Bedauern und in tiefer Trauer nimmt der Arbeitskreis zur Erfassung, Erschließung und Erhaltung Historischer Bucheinbände (AEB) Abschied von Dag-Ernst Petersen, der am 16. Juli 2025 im Alter von 82 Jahren in Wolfenbüttel verstorben ist. Geboren am 25. September 1942 in Köln, prägte er mit seinem enormen Fachwissen über Jahrzehnte hinweg die Buch- und Papierrestaurierung und die Einbandforschung.

Dag-Ernst Petersen

Petersen erlernte das Buchbinderhandwerk zunächst in Flensburg und arbeitete später als Geselle in der Legaturia Artistica in Ascona. Erste restauratorische Kenntnisse erwarb er in der Bayerischen Staatsbibliothek München und in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien. Zwischen 1967 und 69 hielt er sich mehrere Monate in Florenz auf, um sich an der Rettung der durch Hochwasser geschädigten Bestände der Biblioteca Nazionale Centrale zu beteiligen. Darauf folgte die Meisterprüfung im Buchbinderhandwerk in München und im Anschluss daran eine Ausbildung als Chemotechniker. Schließlich wurde er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Wolfenbüttel sesshaft, wo er 1973 eine Stelle als Restaurator an der Herzog August Bibliothek erhielt. Von 1987 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2006 war er alleiniger Leiter der dortigen Restaurierungswerkstatt.

Als Autor und Leiter von zahlreichen Fortbildungen und Workshops im In- und Ausland gelang es Dag-Ernst Petersen stets, seine Leser und Zuhörer mit seiner Begeisterung für Bucheinbände anzustecken und dabei sowohl künstlerische als auch technische oder restauratorische Aspekte nachhaltig zu vermitteln. Neben seiner Art Wissen zu vermitteln machte ihn seine Fähigkeit, emotional geladene Diskussionen auf angenehme Art wieder zu versachlichen, auch als Gutachter oder externer Berater zu einem gefragten Fachmann. Petersens besonderes Spezialgebiet lag auf dem Material Pergament, was er unter anderem 1995 bei der Restaurierung der Pergamenthandschrift des Dresdner Sachsenspiegels unter Beweis stellen konnte und dafür mit dem Verdienstorden des Freistaates Sachsen ausgezeichnet wurde. In den Jahren nach 2004 war er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats zur Restaurierung der Schäden nach dem Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar und ist in dieser Funktion maßgeblich an der Entwicklung einer Restaurierungsmethodik für die durch Wasser und Hitze geschädigten Pergamenteinbände beteiligt gewesen.

Dem AEB war Dag-Ernst Petersen von Anfang an verbunden. In die Geschäftsführung des Arbeitskreises wurde er schon kurz nach dessen Gründung 1998 berufen und wirkte dort bis 2022
Im Informationsblatt „Einband-Forschung“ des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung Historischer Bucheinbände publizierte er zudem einige Fachbeiträge und Rezensionen.
Seinen ersten Vortrag hielt er bereits 1997 auf der zweiten Jahrestagung des Arbeitskreises in der Nicolaus-Matz-Bibliothek Michelstadt, wo er den Teilnehmern technische Details von Einbänden näherbrachte und sich für deren Berücksichtigung bei Einbandbeschreibungen einsetzte. Neben weiteren Vorträgen bot er zwischen 2008 und 2019 auf den Jahrestagungen Workshops an, bei denen anhand von Originaleinbänden aus den gastgebenden Bibliotheken Einbandbestimmungen und -beschreibungen geübt wurden. Auch hier bewährten sich seine fachlichen und menschlichen Qualitäten, weshalb die Veranstaltung bei den Teilnehmern der Tagungen sehr beliebt und demzufolge alle Plätze immer frühzeitig ausgebucht waren.

Mit Dag-Ernst Petersen ist nicht nur einer der besten Fachleute und Vermittler der Einbandkunde von uns gegangen, sondern auch eine großartige Persönlichkeit und ein Mensch, der vielen von uns freundschaftlich verbunden war. Wir vermissen ihn sehr.

Zum Nachruf „In memoriam Dag-Ernst Petersen – Gedanken und Erinnerungen“ von Reinhard Feldmann.