Technik, Werkzeuge, Material

Platte. Buchbinderwerkzeug zur Gestaltung von Einbänden

Platte. Buchbinderwerkzeug zur Gestaltung von Einbänden

Die kunsthistorische Beschäftigung mit geprägten Einbandmotiven wird durch die Erforschung von handwerksgeschichtlichen Aspekten ergänzt. Hierzu bedarf es neben den Einbänden selbst auch der Untersuchung der verwendeten Materialien, Techniken und Werkzeuge. Sind Materialien – durch die überlieferten Einbände vermittelt – meist relativ einfach bestimmbar, so lassen sich die zum Einsatz gekommenen Techniken schwerer identifizieren und verstehen. Ein Glücksfall stellt die Überlieferung von zeitgenössischen Buchbinderwerkzeugen dar. Durch sie wird der technologische Ablauf der Einbandfertigung nachvollziehbarer.

Die Werkzeuge

Stempel – später Rollen und Platten – sind die wesentlichen Werkzeuge deutschsprachiger Buchbindereien des 15. und 16. Jahrhunderts. Mit ihrer Hilfe wurden vielfältige christliche, weltliche oder ornamentale Motive in die Buchdeckel geprägt, wobei jeder Buchbinder seine Eigenheiten hatte. Zumeist sind die Stecher der Motive nicht genannt oder bekannt, jedoch findet man die Initialen von Buchbindern häufiger neben den Motivdetails. Buch- und Kunsthistoriker sowie Wissenschaftler, die zur regionalen und Handwerksgeschichte forschen, gehen der Frage nach wer, wann, wie lange, wo und wofür welche Motive für die Einbandgestaltung verwendet hat. Hieraus lassen sich wichtige Zusammenhänge und Rückschlüsse ziehen. Selten finden sich in Museen oder Sammlungen die originalen Werkzeuge, meist zeugen nur ihre Arbeitsergebnisse, die Einbandprägungen, von ihrer Existenz. Forschungsmaterial zu dieser Buchbindetradition findet man in der Einbanddatenbank.

Darüberhinaus gehören natürlich auch Streicheisen sowie Filete (verwendet für gewölbte Flächen wie Rücken und Kanten) als spezielle Stempel sowie Buchbinderpressen zum Handwerkzeug. Zusätzlich zu Blindprägungen wurden auch Goldprägungen aufgebracht. Hierzu wurden u.a. spezielle Vergoldestempel (z.B. Bogensatz und Liniensatz) verwendet.

Details in: Mazal, Otto: Einbandkunde. Wiesbaden: Reichert, 2017. S.

Techniken und Materialien

Die zu betrachtenden grundlegenden Bindetechniken hängen sowohl von dem eingesetzten Material als auch von der sich über die Jahrhunderte entwickelnden Buchbindetradition ab. Zunächst muss in Hand– und Verlagseinbände unterschieden werden, wobei für erstere Hanf- oder Pergamentbünde in Frage kommen; für Verlagseinbände Drahtheftung und Interimsbindung. In der Regel ist die Bestimmung von Material und angewendeten Techniken nur zu erahnen, da ein intakter Einband nicht immer Auskunft darüber gibt. Interessant für diesbezügliche Einblicke sind daher defekte Einbände bzw. vom Buchblock gelöste Einbanddeckel.

Weiterlesen

Systematisches Lehr- und Handbuch der Buchbinderei und der damit zusammenhängenden Fächer in Theorie und Praxis. Dresden-Blasewitz: Loewenstein’sche Verlagshandlung, 1882-1883. 3 Bände

Historische Buntpapiere

Die Staatsbibliothek besitzt in ihrem reichen historischen Buchbestand, der aus unterschiedlichsten Provenienzen in die Berliner Bibliothek kam, einen großen Fundus von handgefertigten Buntpapieren ab dem 16. Jahrhundert. Da es sich um verarbeitete Bögen in Form von Einbänden, Vorsatzpapieren oder Schmuckseiten handelt, sind die Hersteller der Papiere nur noch selten auf den Blättern erkennbar. Somit rückt die Erfassung von Details der Gestaltung, des Materials sowie von Fertigungstechniken in den Vordergrund. Die Buntpapiere können wertvolle Beiträge zur Einbandforschung oder zur Provenienzermittlung liefern. Inzwischen wurde mit der Erfassung und Beschreibung dieser oft äußerst seltenen historischen Buntpapiere begonnen. Grundlage dafür sind die von der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar entwickelten und in Abstimmung mit Mitgliedern des Arbeitskreises Buntpapier aktualisierten und erweiterten Normbegriffe Buntpapier. Diese Terminologie dient gleichzeitig zur Erfassung der Buntpapiere über entsprechende Normdatensätze im Online-Katalog der Staatsbibliothek.