Glossar
Beschlag | Bezugsmaterial | Bibliothekseinband | Blindprägung | Broschur | Buchbinderei | Buchbinderwerkzeug | Buchblock | Bund | Buchdeckel | Buchrücken | Buntpapier | Durchreibung | Einband | Einbandforschung | Einbandkunst | Einbandschmuck | Farbprägung | Filete | Ganzband | Gebrauchseinband | Gewebe| Goldprägung | Halbband | Handeinband | Heftung | Holz | Interimseinband | Kapitalschmuck | Klausurenmacher | Kodex | Kopert | Lage | Leder | Makulatur | Maschineneinband | Monogramm | Papier | Pappe | Pergament | Platte | Prachteinband | Remboîtage | Rolle | Roter Zerfall | Schließe | Schnitt | Spiegel | Stempel | Streicheisen | Supralibros | Surrogat | Tonpapier | Verlagseinband | Vorsatzpapier | Wasserzeichen
Beschlag
Im Buchwesen werden als Beschlag Metallelemente bezeichnet, die vor allem im Mittelalter auf Buchdeckel aufgesetzt wurden, um das Einbandmaterial zu schützen. Weil es üblich war, Bücher nicht stehend, sondern liegend aufzubewahren, war der Einband der Buchdeckel einer erhöhten Abnutzung ausgesetzt, die durch Buchbeschläge verhindert werden sollte. Die Beschläge wurden in der Regel an den vier Ecken des Buchdeckels und in seinem Zentrum aufgebracht. Neben der Schutz- erlangten Buchbeschläge eine Zierfunktion und wurden ein Bestandteil kunstvollen Einbandschmucks. Ihre Schutzfunktion wurde weitgehend obsolet, als man begann, Bücher stehend in Regalen zu lagern.
Quelle(n):
F. A. Schmidt-Künsemüller: Buchbeschläge, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Buchbeschlag
Bezugsmaterial
Mit dem Bezugsmaterial oder auch Bezugsstoff wird das Deckelmaterial eines Einbands aus Holz oder Pappe bezogen. Üblich sind Leder, Pergament, Gewebe, Papier und Buntpapier. Beim Handeinband wird der Bezugsmaterial als Arbeitsschritt vor dem Verzieren auf den fertig gehefteten Buchblock auf die bereits daran angebrachten Deckel und den Rücken geklebt. Beim industriellen Verlagseinband werden die Teile der Buchdecke, bestehend aus Deckeln und Rücken, dagegen vorab bezogen und dann mit dem gehefteten Buchblock verbunden.
Quelle(n):
Wikipedia: Bezugsstoff
Bibliothekseinband
Um Bestände vor Abnutzung und Schäden zu bewahren, lassen vor allem Wissenschaftliche Bibliotheken ihre Bücher häufig speziell einbinden. Die hierfür eigens entwickelten Einbände, üblicherweise Ganz- oder Halbgewebeinbände, erfüllen besondere Anforderungen hinsichtlich ihrer Robustheit und Beständigkeit. Bereits 1910 wurden vom Verein Deutscher Bibliothekare (VDB) Regeln bezüglich der Verarbeitung und Materialqualität festgelegt. In den 1960er- und 1970er-Jahrend wurden diese zu normähnlichen Gütebestimmungen weiterentwickelt. Bibliothekseinbände sind allerdings kein Phänomen erst des 20. Jahrhunderts im 19. Jahrhundert kamen dafür Halbleinen- oder Halbledereinbände in Verbindung mit Buntpapieren zum Einsatz. Wohlhabende Buchsammler ließen ihre Privatbibliotheken ebenfalls oft einheitlich einbinden um ein homogenes Erscheinungsbild der Bücher zu erzeugen. Dies führte oft dazu, dass eventuell ältere Originaleinbände ersetzt wurden und verlorengingen.
Quelle(n):
W. Jütte: Bibliothekseinband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Buchbeschlag
Blindprägung
Die Blindprägung spielt sowohl in der Buchbinderei als auch im Druckwesen eine Rolle. Als Verzierung für Bucheinbände erfuhr sie in Europa vor allem ab dem 15. Jahrhundert zunehmende Verbreitung. Sie gilt als während der Renaissance vorherrschende Form des Einbandschmucks. Mithilfe von positiv geschnittenen Stempeln und Platten erzeugt die Blindprägung reliefartige Strukturen auf dem Einbandmaterial, bei dem es sich während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit meist um Leder handelte. Auch maschinell hergestellte Verlagseinbände ab dem 19. Jahrhundert wurden weiterhin durch Blindprägungen verziert, da sich das Verfahren auch zur Anwendung auf Gewebe- und Pappeinbänden eignet.
Quelle(n):
C. W. Gerhardt: Farblosprägung, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Red.: Blindpressung, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Broschur
Als Broschur wird eine Einbandform bezeichnet, die ursprünglich einen vorläufigen Charakter hatte. Broschuren wurden deshalb mittels einfacher Techniken und unter Verwendung preisgünstiger Materialien wie Papier und Pappe oder Karton hergestellt. Es lassen sich verschiedene Arten der Broschur unterscheiden. Heute werden als Broschur durchaus hochwertige Buchausgaben mit einem Umschlag aus Karton bezeichnet.
Quelle(n):
D. E. Petersen: Broschur, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Broschur
Buchbinderei
Als Buchbinderei wird das Handwerk bezeichnet, das sich der Herstellung von Bucheinbänden widmet. Die Praxis, Büchern einzubinden, entstand mit der bis heute gebräuchlichen Buchform des Kodex zwischen dem 1. und 4. nachchristlichen Jahrhundert (bis dahin war die Schriftrolle die vorherrschende Buchform). Da die (noch handschriftliche) Buchproduktion während des gesamten Mittelalters überwiegend in den Skriptorien der Klöster stattfand, waren es auch Mönche, die die Einbände anfertigten, und zwar nicht nur für Bücher in den Klosterbibliotheken, sondern auch für außenstehende Abnehmer. Als bürgerliches Handwerk und Gewerbe entwickelte sich die Buchbinderei ab dem Spätmittelalter, wobei erste Ansätze schon im 12. Jahrhundert erkennbar sind. Erst ab dem 15. Jahrhundert entstanden zunächst in Paris und London erste Gilden des Buchhandwerks, zu denen auch Buchbinder gehörten. Im Heiligen Römischen Reich bildeten sich erste Buchbinderinnungen ab den 30er-Jahren des 16. Jahrhunderts, sie blieben aber bis ins 18. Jahrhundert Teile anderer Zünfte. Die Ablösung individueller Handeinbände durch maschinell produzierte Verlagseinbände im 19. Jahrhundert bedingte die Entstehung von Großbuchbindereien, die sich auf die Serienanfertigung verlegten. Bis heute stellen aber spezialisierte Buchbinder und Einbandkünstler in Handarbeit verzierte und kunstvolle Einbände her, die bei einem bibliophilen Publikum Anklang finden.
Quelle(n):
F. A. Schmidt-Künsemüller: Buchbinder-Innungen, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
H. Batisa / D. E. Petersen: Buchbinder, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Buchbinderwerkzeug
Siehe: Stempel, Rolle, Platte, Streicheisen
Buchblock
Als Buchblock werden die bedruckten, gefalzten und miteinander durch Heften oder Leimen verbundenen Bögen eines gedruckten Buchs bezeichnet. In der Frühen Neuzeit war es üblich, den Buchblock ohne Einband mit einer Interimsheftung zu erwerben und einen individuellen Einband (siehe auch Handeinband) in Auftrag zu geben. Ab dem 19. Jahrhundert, als Druckerzeugnisse zu einer industriellen Massenware wurden, kamen die sogenannten Verlagseinbände auf.
Quelle(n):
D. E. Petersen: Buchblock, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Buchdeckel
Buchdeckel schließen den Buchblock am Anfang und am Ende ein. Sie haben die Aufhabe, ihn vor mechanischer Abnutzung und Beschädigung zu schützen und ragen daher oft ein wenig über den Buchblock hinaus. Im Mittelalter wurden die Buchdeckel in der Regel aus Holz gefertigt, wobei zunächst Eichen-, ab dem 11. Jahrhundert zunehmend Buchenholz verwendet wurde. Im Verlauf der Frühen Neuzeit setzten sich Pappe und Karton schließlich als bevorzugte Materialien durch. Im 19. Jahrhundert wurden maschinell produzierte Graupappen zum Standardmaterial für Buchdeckel. In der Vormoderne wurden Buchdeckel noch häufig mit Materialien wie Leder oder Pergament bezogen, im Verlauf der Zeit wurden Gewebe und Papier üblich. Vorder- und Rückdeckel eines Buches bieten reichlich Fläche, um Schmuck und Verzierungen anzubringen.
Quelle(n):
K. Jäckel: Buchdeckel, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Buchdeckel
Buchrücken
Beim Buchrücken handelt es sich um den Teil des Buchs, an dem die einzelnen Blätter, aus denen der Buchblock besteht, miteinander verbunden sind. Dies kann mittels Heften, Verleimen oder anderweitig erfolgen. Vom Buchrücken spricht man üblicherweise erst bei einem vollständig gebundenen Buch. In der Buchbinderei unterscheidet man den runden Rücken, der etwas gewölbt ist, und den geraden Rücken. Unterschieden werden außerdem hohle und feste Buchrücken. Der feste Rücken war bis ins 18. Jahrhundert vorherrschend. Er entstand dadurch, dass man das Einbandmaterial direkt auf die Fläche klebte, welche die gehefteten Lagen bildeten. Dies führte jedoch dazu, dass sich insbesondere kleinformatige Bände nur schwer aufschlagen ließen. Deshalb setzte sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts der hohle Buchrücken durch, der dieses Problem bei der Handhabung des Buchs behob. Nicht nur bei Handeinbänden, sondern durchaus auch bei Verlagseinbänden wurde die Fläche des Buchrückens genutzt, um Verzierungen anzubringen. Immerhin ist der Rücken der einzige Teil des Buchs, der sichtbar ist, wenn man Bücher stehend in Regalen aufbewahrt, wie es im Verlauf von Mittelalter und Früher Neuzeit zunehmend üblich wurde.
Quelle(n):
E.-P. Biesalski: Rücken, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
D. E. Petersen: Gerader Rücken, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
K. Jäckel: Fester Rücken, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
K. Jäckel: Hohler Rücken, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Bund
Der Bund ist beim Buch ein Band oder eine Schnur, die über den Buchrücken verläuft. Die Bünde eines Buchs dienen zum einen zur Verbindung der zu Lagen angeordneten Bögen, die den Buchblock bilden. Zum anderen nutzt man die Bünde, um den Buchblock mit den Buchdeckeln zu verbinden.
Quelle(n):
D. E. Petersen: Echte Bünde, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online.
Red.: Erhabene Bünde, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Red.: Bünde, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Buntpapier
Unter der Sammelbezeichnung Buntpapier versteht die Einbandforschung eine Reihe mithilfe unterschiedlicher manueller oder maschineller Techniken hergestellter dekorativer Papiermaterialien, die historisch zum Einbinden von Büchern und als Vorsatzpapier verwendet wurden. Bereits im Papierbrei vor dem Schöpfen gefärbtes Papier wird dagegen Tonpapier genannt, es ist durchgehend gefärbt. Das älteste bekannte Beispiel der Herstellung von Buntpapier stammt aus dem Japan der Heian-Zeit (spätes 8. bis spätes 12. Jahrhundert). In Europa wurden Buntpapiere vom 17. bis ins 19. Jahrhundert von Handwerkern hergestellt und als Vorsatzpapier oder für den Bezug von Bucheinbänden verwendet. Ab dem späteren 19. Jahrhundert kam auch im Bereich der Buntpapierherstellung industrielle Produktionsverfahren auf. Der Herstellungstechnik entsprechend, lassen sich vier Typen von Buntpapieren unterscheiden: Kleisterpapier, Kattun- oder Modelpapier, Schleimgrundpapier (u. a. Marmorpapier) und Brokatpapier. Eine Übersicht verschiedener Buntpapiertypen, die auch zahlreiche Abbildungen enthält, findet sich im Portal Buntpapier. Aus buchwissenschaftlicher Perspektive sind Buntpapiere insofern interessant, als ihre Analyse wertvolle Beiträge zur Einbandforschung und Provenienzermittlung liefern kann. Da Buntpapierbögen in Form von Einbänden, Vorsatzpapieren oder Schmuckseiten verarbeitet sind, kann man die Hersteller der Papiere meist nicht mehr ermitteln. Aus diesem Grund rückt die Erfassung von Details der Gestaltung, des Materials sowie von Fertigungstechniken ins Zentrum der Forschung zu Buntpapieren.
Quelle(n):
H. Bansa: Buntpapiere, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Staatsbibliothek zu Berlin: Historische Buntpapiere
Durchreibung
Als Durchreibung bzw. Einbanddurchreibung wird in der Einbandforschung eine Technik genannt, mit der sich Verzierungen historischer Bucheinbände, die mit spezifischen Buchbinderwerkzeugen angefertigt wurden, grafisch detailliert reproduzieren lassen. Durchreibungen werden angefertigt, indem man ein dünnes Papier über die Teile des Einbands, die vervielfältigt werden sollen, legt und durch das Schraffieren mit einem weichen Bleistift einen maßstabsgetreuen Abdruck auf dem Papier erzeugt. Man unterscheidet dabei zwischen sogenannten Ganzdurchreibungen kompletter Einbände und Stempeldurchreibungen, die nur ausgewählte Zierelemente erfassen. Im Gegensatz zu Fotografien haben Durchreibungen den Vorteil, dass keine perspektivische Verzerrung entstehen können. Ziel ihrer Anfertigung ist die vergleichende Untersuchung von Einbänden und ihren Verzierungen. Über bedeutende Sammlungen an Einbanddurchreibungen verfügen in Deutschland neben der Staatsbibliothek zu Berlin auch die Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart, die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, die Bayerische Staatsbibliothek in München, die Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, die Universitätsbibliothek Rostock sowie reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg. Die Sammlungen dieser Bibliotheken sind in der Einbanddatenbank online zugänglich.
Quelle(n):
Einbanddatenbank (EBDB): Sammlungen
F. A. Schmidt-Künsemüller: Abreibung, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Einbanddurchreibung
Einband
Der Ausdruck Einband lässt sich allgemein auf den Gesamtprozess der Herstellung gebundener Bücher beziehen und im Besonderen auf die Herstellung des Bucheinbands, der den Buchblock vor Abnutzung und Schaden bewahren soll, durch das darauf spezialisierte Handwerk. Bucheinbände lassen sich historisch seit der Spätantike nachweisen, als sich die für Bücher bis heute übliche Kodexform durchsetzte (ca. zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr.). Die frühesten noch erhaltenen Bucheinbände stammen aus dem ägyptischen Raum, bereits spätantiker Zeit fertigten koptische Buchhandwerker kunstvoll verzierte Einbände aus Leder an. Orientalische Vorbilder wurden unter anderem prägend für die Herstellung von Prachteinbänden seit dem europäischen Frühmittelalter. Zur Blüte gelangte die Einbandkunst in Europa mit der Gotik (ca. 1150-1500). Eine neue Phase wurde ab der Renaissance (ca. 1400-1600) eingeleitet, die einen erheblichen Wandel des Einbandschmucks mit sich brachte, welcher wiederum in Anlehnung an orientalische Vorbilder geschah. Dieser Einfluss setzte sich über Barock und Rokoko hinweg bis ins 19. Jahrhundert fort. Bis dahin waren Bucheinbände von Hand gefertigte Einzelstücke – sogenannte Handeinbände –, da der Buchblock für gewöhnlich ohne Einband verkauft wurde. Im 19. Jahrhundert setzte sich im Zuge der industriellen Revolution, die das Buch endgültig zu einem stark nachgefragten Massengut machte, ein neuer Einbandtyp durch: der Verlagseinband. Er unterschied sich vor allem in der Herstellungsweise, die technisiert und mechanisiert wurde, was zur Entstehung industrieller Großbuchbindereien beitrug. Trotzdem wurden von spezialisierten Kunstschaffenden auch für maschinell hergestellte Verlagseinbände weiterhin anspruchsvolle Verzierungen entworfen, denen heute ein hoher künstlerischer Wert beigemessen wird. Handgefertigte Einbände wurden indes selten, erfreuen sich bei einem bibliophilen Publikum aber bis heute einer gewissen Beliebtheit.
Quelle(n):
F. A. Schmidt-Künsemüller: Einband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
F. Funke: Buchkunde. Ein Überblick über die Geschichte des Buches. München 1999, S. 335-364
Wikipedia: Bucheinband
Einbandforschung
Die Einbandforschung (manchmal auch als Einbandkunde bezeichnet) ist ein Zweig der Buch- und Bibliothekswissenschaft, dessen Anfänge im 19. Jahrhundert liegen. Hauptsächlicher Gegenstand der Einbandforschung sind historische Bucheinbände, deren stilistische, funktionale und technisch-materielle Entwicklung seit dem frühen Mittelalter sie erforscht. Daneben ergründet die Einbandforschung auch die Technik- sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Buchbinderei und Einbandkunst. Besonders relevant ist die Untersuchung von Einbänden anhand der Analyse von Werkzeugen – Stempeln, Platten und Rollen etc. –, die bei der Herstellung bzw. zur Verzierung der Einbände verwendet wurden. Zur vergleichenden Analyse werden oftmals Durchreibungen von Element des Einbandschmucks herangezogen. Während sich die Einbandforschung längere Zeit im Wesentlichen Prachteinbänden des Mittelalters und der Renaissance widmete, werden inzwischen auch schlichte Gebrauchseinbände und maschinell hergestellte Verlagseinbände, welche ab dem 19. Jahrhundert zur dominierenden Einbandform wurden, eingehend untersucht.
Quelle(n):
F. A. Schmidt-Künsemüller: Einbandforschung, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Staatsbibliothek zu Berlin: Einbandforschung
Wikipedia: Einbandforschung
Einbandkunst
Die Einbandkunst ist zur Buchkunst zugehörig. Der Begriff wird nur in Bezug auf Handeinbände gebraucht, wenngleich auch historische Verlagseinbände einen hohen künstlerischen Wert besitzen können. Um einen Handeinband im Bereich der Einbandkunst zu verorten, müssen bestimmte ästhetische Kriterien erfüllt sein, die Form, Farbe, Verzierungen und dergleichen betreffen. In allen diesen Bereichen muss eine Übereinstimmung zwischen dem Buchinhalt und der künstlerischen Gestaltung des Einbands zu erkennen sein.
Quelle(n):
K. Londenberg: Einbandkunst, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Einbandschmuck
Als Einbandschmuck lassen sich alle Zierelemente bezeichnen, die auf dem Einbandmaterial eines Handeinbands, das die Buchdeckel und den Buchrücken überzieht, aufgeprägt oder anderweitig aufgebracht sind. Elemente des Einbandschmucks zeichnen sich dadurch aus, dass sie entweder einen ausschließlich verzierenden Charakter besitzen oder ein erkennbarer Ziercharakter zusätzlich zu anderweitigen funktionalen Aspekten vorhanden ist. Der Einbandschmuck ist Teil des Buchschmucks. Es kann sich dabei um mithilfe von Stempeln, Rollen und Platten erzeugte Blindprägungen und Vergoldungen, um kunstvolle Beschläge, den Besatz mit edlen Materialen aber auch Kapitalschmuck und weitere Dinge handeln.
Quelle(n):
G. Brinkhus: Rollenverzierung, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
I. Schunke: Einführung in die Einbandbestimmung, Dresden 1977, S. 27-30
Farbprägung
Farbige Prägungen sind ein verbreitetes Verfahren für Verzierungen industriell gefertigter Verlagseinbände – häufig in Verbindung mit Blind- und Goldprägung – vor allem auf Gewebe. Im 19. Jahrhundert wurde dazu zunächst in einem ersten Arbeitsschritt eine Blindprägung angefertigt, um in weiteren Arbeitsgängen jede Farbe einzeln drucktechnisch aufzutragen. Mit der Entwicklung von farbigen Folien wurde der Prägevorgang mit dem Farbauftrag zu einem Arbeitsschritt verbunden.
Quelle(n):
Wikipedia: Farbprägung
Filete
Mit dem Filete genannten Buchbindewerkzeug lassen sich Blindprägungen oder Golddrucke auf den Bucheinband aufbringen. Die Filete besteht aus einem Messingkopf, dessen Unterseite eine leicht gerundete Druckfläche bildet, und einem Holzgriff. Auf die Druckfläche sind entweder erhabene Linien oder Ornamente vorhanden, die als fortlaufende bzw. sich wiederholende Verzierung aufgebracht werden können. Wie auch das Streicheisen wird die Filete für die Prägung auf dem Einbandmaterial erhitzt.
Quelle(n):
K. Jäckel: Filete, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
P. Adam: Der Bucheinband. Seine Technik und seine Geschichte, Leipzig 1890, S. 116
Ganzband
Der Ganzband ist eine Einbandart, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Buchrücken und -deckel mit gleichen Material überzogen sind, wobei der Überzug jedoch nicht zwingend aus einem Stück gefertigt sein muss. Demgegenüber zeichnet sich der Halbband durch einen nur partiellen Überzug der Buchdeckel aus. Ganzbände haben eine längere buchgeschichtliche Tradition als Halbbände und waren oft kostbarer verziert. Ihre Herstellung mit traditionellen Materialien und Methoden war aufwändiger und kostspieliger.
Quelle(n):
D. E. Petersen: Ganzband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Gebrauchseinband
Der Gebrauchseinband stellt die am häufigsten überlieferte Form des historischen Handeinbands dar. Schlichte, nur wenig oder überhaupt nicht verzierte Gebrauchseinbände wurden in der Zeit, bevor sich der Buchdruck in Europa allgemein durchsetzte, vor allem für liturgische Gebrauchsliteratur im geistlichen Bereich angefertigt. Ab dem späten 15. Jahrhundert kam jedoch die Möglichkeit zur relativ schnellen mechanischen Vervielfältigung und Produktion vergleichsweise hoher Stückzahlen von Büchern auf. Dadurch wuchs auch die Nachfrage nach robusten Gebrauchseinbänden, die kostengünstiger waren als wertvolle Prachteinbände, den Buchblock aber ebenso vor Abnutzung und Schädigung schützten.
Quelle(n):
H. Helwig: Der Gebrauchseinband in den letzten 5 Jahrhunderten. Ein Vortragentwurf mit Lichtbildern, Berlin-Zehlendorf 1940
K. Gantert: Handschriften, Inkunabeln, Alte Drucke. Informationsressourcen zu historischen Bibliotheksbeständen, Berlin u. a. 2019, S. 383
L. Buzás: Deutsche Bibliotheksgeschichte der Neuzeit (1500-1800), Wiesbaden 1976, S. 160
Wikipedia: Bucheinband
Gewebe
Gewebe wird als Bezugsmaterial vorwiegend erst beim Verlagseinband verwendet. Hier ist die Gewebeart Kaliko am verbreitesten, dessen Oberfläche speziell bearbeitet wurde, es wurde appretiert. Gewebe verdrängte das bei Handeinbänden gebräuchliche Leder als billigeres Surrogat. Es ließ aber auch ganz eigene Gestaltungsformen zu. In früheren Jahrhunderten können seltener edle Stoffarten wie Seide oder Samt dem Schmuck des Buches dienen.
Quelle(n):
D.-E. Petersen: Gewebeeinband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Kaliko
Goldprägung
Die Verzierung von Einbänden mittels Prägung mit Blattgold ist seit dem 11. Jahrhundert nachgewiesen und ist neben der Blindprägung die am häufigsten eingesetzte Technik auf Leder als Bezugsmaterial, aber auch auf Pergament. Sie wird mit den klassischen Buchbinderwerkzeugen manuell angefertigt. Nach dem Grundieren mit einem Bindemittel werden diese erhitzt. Mit starkem Druck wird das aufgelegte Blattmetall an den erhabenen Stellen des Prägewerkzeugs mit dem Leder verbunden. Überschüssiges nicht geprägtes Metall wird entfernt. In der industriellen Einbandherstellung werden vollformatige Prägeplatten mit großem Druck, gewonnen zum Beispiel von Dampfmaschinen, verwendet. In der Regel wird bei den Verlagseinbänden kein Blattgold mehr verwendet, sondern Surrogate aus Messing.
Quelle(n):
C. W. Gerhardt: Vergoldetechniken, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Vergoldung (Buch)
Halbband
Im Gegensatz zum Ganzband handelt es sich beim Halbband um einen Einbandtyp, bei dem lediglich die vorderen Kanten der Buchdeckel und der Buchrücken mit stabilem Material wie Gewebe (z. B. Leinen) oder Leder überzogen sind. Halbbände kamen ab dem 14. Jahrhundert auf, weil die begrenzten Mengen, in denen damals Leder produziert werden konnte, zu Materialengpässen in der zunehmenden Buchproduktion führten. Seit den 1980er-Jahren benötigt die Herstellung von Halbbänden aus Gewebe mehr Zeit als die von Ganzbänden aus demselben Material. Dies sorgt dafür, dass der Gewebehalbband zunehmend als unwirtschaftlich angesehen wird, da die Arbeitszeit höhere Kosten verursacht als durch die Materialeinsparung vermieden werden.
Quelle(n):
K. Jäckel: Halbband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Handeinband
Als Handeinband werden Bucheinbände bezeichnet, die Buchbinder für Einzelpersonen individuell anfertigen. Handeinbände sind somit immer Einzelstücke. Handeinbände kamen parallel zur Entwicklung und Durchsetzung der Kodexform des Buchs auf (1. bis 4. Jahrhundert n. Chr.) und wurden aus damals üblichen Materialien wie Papyrus angefertigt. Handeinbände blieben bedeutsam, solange es üblich war, dass der Käuferinnen und Käufer eines Buchs den Buchblock ungebunden erwarben. Dies war bis ins mittlere 19. Jahrhundert der Fall. Ab da wurde der Handeinband in zunehmendem Maß vom maschinell hergestellten und durch den Buchverlag beauftragten Verlagseinband abgelöst. Die Einbandforschung interessiert sich neben aufwändig gestalteten, reich verzierten Prachteinbänden inzwischen auch für schlichte Gebrauchseinbände.
Quelle(n):
D. E. Petersen: Handeinband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
F. Funke: Buchkunde. Ein Überblick über die Geschichte des Buches. München 1999, S. 335-341, 345-364
Heftung
Die Heftung ist das Ergebnis des Heftvorgangs, in dem zunächst die einzelnen Bögen eines Buchs zu Lagen zusammengeführt werden. Im einem weiteren Schritt werden die einzelnen Lagen an den Bünden befestigt und auf diese Weise miteinander zu einem Stabilen Buchblock gefügt, der dann mit einem Einband versehen werden kann.
Quelle(n):
K. Jäckel / K. Müller / G. Pflug: Heften, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Holz
Dünne Holzbrettchen wurden als Trägermaterial für Buchdeckel in Europa vor allem im Mittelalter und in Deutschland bis ins 16. Jahrhundert hinein verwendet. Sie wurden mit den üblichen Bezugsmaterialien, vor allem Leder und Pergament, beklebt. Sie können aber auch ohne Bezug bleiben. Ebenso sind ansonsten leere Halbbände mit Pergamentrücken überliefert. Die Buchdeckel können mit genagelten Beschlägen aus Metall zum Schutz und zur Verzierung versehen worden sein. Holzdeckel wurden von Deckeln aus Pappe abgelöst.
Quelle(n):
D.-E. Petersen: Holzdeckel(ein)band, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Interimseinband
Ein Interimseinband ist ein vorläufiger Einband zur Auslieferung eines Buchblocks bis zur endgültigen Bindung. Ursprünglich wurden fertige Buchblöcke ohne Einband verkauft. Sie konnten mit einer sehr einfachen sog. Interimsheftung zusammengehalten worden sein. Der Buchblock bleibt unbeschnitten. Darüberhinaus konnten Buchblöcke einen vorläufigen Einband als Broschur erhalten. Im 18. Jahrhundert waren Broschuren mit hellblauem oder grauem Tonpapier verbreitet. Diese vorläufigen Einbände sind relativ selten erhalten, weil sie beim regulären Binden entfernt wurden.
Quelle(n):
W. Jütte: Interimseinband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Interimseinband
Kapitalschmuck
Beim Bucheinband wird der Abschluss des Buchrückens am oberen und unteren Ende als Kapital oder Kapitalband bezeichnet. Das Kapital erfüllte bei frühen Bucheinbänden die Funktion, den Buchblock fest mit dem Buchrücken zu verbinden. Im Lauf der Zeit erlangte das Kapitalband zusätzlich eine schmückende Funktion. Zur Herstellung des Kapitalschmucks wurden schmale gefärbte Lederriemen oder farbiger Zwirn eingesetzt. Im 12. Jahrhundert kamen gewickelte Kapitalbänder auf, die in ihrer Grundform bis heute bei Handeinbänden zum Einsatz kommen. Mit dem zunehmenden Fortschritt der Buchbindertechnik verlor das Kapital seinen ursprünglichen stabilisierenden Zweck und wurde zu einem reinen Element des Einbandschmucks.
Quelle(n):
G. Brinkhus: Kapital, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
G. Brinkhus: Kapitalband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
G. Brinkhus: Umstochenes Kapital, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Klausurenmacher
Das Gewerbe des Klausurmachers entsprach im Wesentlichen dem eines Gürtlers, der sich auf die Fertigung von Buchschließen und Buchbeschlägen für besonders wertvolle Bücher spezialisierte.
Quelle(n):
Wikipedia: Klausurmacher
Kodex
Der Begriff Kodex (auch: Codex, Mehrzahl: Kodizes/Codices) bezeichnet die bis heute bekannte Buchform, die aus gefalteten Bögen aus Materialien wie Papyrus, Pergament und später Papier besteht. Der Kodex löste im Verlauf vom 1. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. die bis dahin verbreitete Schriftrolle ab. Ein Vorteil der Kodexform war, dass jeder Bogen beidseitig beschriftet werden konnte.
Quelle(n):
F.A. Schmidt-Künsemüller, Codex, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Kopert
Ein Kopert ist eine spezielle Einbandart, die bis ins 16. Jahrhundert verbreitet war. Die Buchdeckel sind beim Koperteinband nicht aus Holz oder einem anderen festen Material, das mit einem Einband aus Leder, Pergament oder Gewebe (z.B. Leinen) bezogen wird, sondern aus einem weichen, meist unverzierten Material. Infrage kommen ebenfalls Leder oder Pergament. Häufig ist das Einbandmaterial an einer Seite verlängert, sodass eine Art Klappe entsteht, mit der man den Einband verschließen kann. Aufgrund fehlender Stabilität des Materials eignen sich Bücher in Koperteinbänden nicht dazu, stehend gelagert zu werden. Die ältesten erhaltenen Koperteinbände stammen aus koptischen Klöstern des 7. Jahrhunderts. In Europa sind derartige Einbände ab der Karolingerzeit zu finden. Von der Einbandforschung wurden Koperteinbände lange Zeit kaum beachtet. Inzwischen hat man jedoch erkannt, dass es sich bei ihnen um einen eigenständigen Einbandtyp handelt.
Quelle(n):
F. A. Schmidt-Künsemüller: Kopert, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Lage
Als Lage bezeichnet man in der Buchbinderei eine bestimmte Anzahl an gefalzten Bögen, die mittels Heftung miteinander verbunden und mit weiteren Lagen zum Buchblock zusammengeführt werden. Bei mittelalterlichen Kodizes und Handschriftenfolianten gab wurde üblicherweise eine bestimmte Anzahl von Bögen zusammengeführt, die unter anderem vom Format und der Art, in der die Bögen beschrieben waren, abhing. Bei modernen Druckerzeugnissen ist die Lage in der Regel identisch mit einem mehrfach gefalzten Bogen.
Quelle(n):
S. Corsten: Lage, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Leder
Leder wird am längsten als Bezugsmaterial für Bücher verwendet. Für Handeinbände wird dazu speziell zugerichtetes Leder verschiedener Tierarten verwendet. Verziert wird es mittels der einzelnen Buchbindewerkzeuge mit Blind- oder Goldprägung, in einzelnen Fällen zusätzlich mit farbiger Bemalung. Weiterhin wird sogenannten marmoriertes Leder durch Beträufeln mit verschiedener Chemikalien zu verschiedenen Oberflächenfärbungen hergestellt. Die Haltbarkeit des Leders hängt von der verwendeten Gerbmethode ab. Die im 19. Jahrhundert verwendeten säurehaltigen Gerbstoffe führen heute zu starkem Abrieb aufgrund des Roten Zerfalls.
Quelle(n):
D. E. Petersen: Leder als Einbandstoff, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Roter Zerfall
Makulatur
Makulatur bezeichnet für das Buchbinden wiederverwendete bereits einmal beschriebene oder bedruckte Papier- oder Pergamentblätter, heute würde man „reused“ sagen. Häufig verwendet wurden im Laufe der Zeit unwichtig gewordene mittelalterliche Handschriften und Musikhandschriften als Bezugsmaterial und Material für Bünde. Auch in späteren Jahrhunderten bis hinein in die industrielle Buchproduktion wurde bereits bedrucktes Altpapier im Inneren der Bücher zur Stabilisierung verklebt. Heute beschäftigt sich die Makulaturforschung mit der Rekonstruktion verwendeter Makulaturfragmente.
Quelle(n):
Wikipedia: Makulatur
Wikipedia: Pergamentmakulatur
Maschineneinband
Siehe: Verlagseinband
Monogramm
Monogramm nennt man allgemein eine Figur, die sich aus mehreren auseinanderstehenden oder verbundenen Buchstaben zusammensetzt und als Abkürzung für Namen oder Titel verwendet wird. In dieser Funktion kommen sie auch auf historischen Bucheinbänden der Renaissance und des Barock zur Anwendung. Nicht selten tragen Handeinbände aus jenen Epochen Monogramme der Besitzerinnen oder Besitzer auf dem vorderen Buchdeckel. Sie hatten zum einen die Aufgabe, den Buchbesitz zu kennzeichnen, zum anderen stellten sie aber durchaus ein Teil des Einbandschmucks dar. Monogramme auf Bucheinbänden lassen sich nicht in jedem Fall einwandfrei zuordnen. Sofern dies gelingt, leisten sie aber einen wichtigen Beitrag z. B. zur Klärung der Provenienz eines Buchs. Mit dem Aufkommen des Verlagseinbands verloren Monogramme als individuelle Besitzkennzeichnung ihre Funktion. Allerdings waren es nun die Künstler, welche sich mithilfe von Monogrammen auf den von ihnen entworfenen Einbänden verewigten.
Quelle(n):
O. Mazal: Monogramm, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Papier
Papier wird als Bezugsmaterial von Buchdeckeln und für Broschuren verwendet. Als Bezugsmaterial wird Papier häufig in Verbindung mit Lederrücken und -ecken für Halbbände benutzt. Auf den Innenseiten der Buchdeckel klebt das Vorsatzpapier als sogenannter Spiegel. Die Papiere können als gestaltete Buntpapiere zum Schmuck des Buches beitragen, sowohl auf dem Einband als auch als Vorsatzpapier. Papier kann mit Wasserzeichen gekennzeichnet sein. Broschuren können als Interimseinbände fungieren. Mit Farben beschichtetes Papier wird Buntpapier genannt, bereits vor dem Schöpfen gefärbtes Papier dagegen Tonpapier.
Quelle(n):
H. Bansa: Papier, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Papier
Pappe
Pappe wird als stabilisierendes Material für Buchdeckel und Rücken seit dem 16. Jahrhundert verwendet. Es löst die seit dem Mittelalter verwendeten Buchdeckel aus Holz schrittweise ab. Ab dem 18. Jahrhundert wurde fast nur noch Pappe verwendet. Feste Verlagseinbände sind ausschließlich damit gebunden. Historisch wurde Pappe aus mehreren Schichten von Papiermakulatur zusammengeklebt. Auch wurde manuell Pappe in vielen Schichten handgeschöpft hergestellt. Industriell ab dem 19. Jahrhundert aus Altpapier hergestellte Pappe heißt Graupappe.
Quelle(n):
E.-P. Biesalski: Pappe, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Pappe
Pergament
Pergament als Bezugsmaterial von Einbänden wurde vorwiegend im 16. und 17. Jh. verwendet. Aber auch später wurde es vereinzelt verarbeitet. Es ist sehr haltbar und kann aufgrund seiner Steifheit lediglich per Hand gebunden werden. Verzierungen erfolgen meist in Blindprägung, seltener bei transparentem Pergament mittels Untermalungen. Aus dem 18. Jahrhundert sind vergoldete und bemalte Pergamenteinbände erhalten. Nicht selten wurden nicht mehr genutzte Handschriften auf Pergament als Bezugsmaterial verwendet, siehe Makulatur. Es gibt auch flexible Pergamenteinbände, siehe Kopert.
Quelle(n):
R. Fuchs: Pergament, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Platte
Als Platte wird in der Buchbinderei ein Werkzeug bezeichnet, mit dem sich großflächige Verzierungen auf das Material eines Bucheinbands aufprägen lassen. Dies geschieht mithilfe einer Presse, in die die gravierte Platte eingespannt wird, sodass man die Verzierungen gleichsam auf das Einbandmaterial aufdruckt. Es wird zwischen abgepassten Platten unterschieden, die für bestimmte Buchgrößen vorgesehen sind, und zusammenstellbaren Platten, die sich zur Anwendung auf verschiedene Buchgrößen eignen.
Quelle(n):
P. Adam: Der Bucheinband. Seine Technik und seine Geschichte, Leipzig 1890, S. 116-117
Prachteinband
Während des Mittelalters und auch noch in der Frühen Neuzeit versah man besonders bedeutsame Bücher mit sogenannten Prachteinbänden. Wie der Name besagt, wurden diese Einbände mit prunkvollen Zier- und Schmuckelementen ausgestattet. Hierbei konnte es sich um Intarsien aus Leder und Textilien, Metallarbeiten, Prägungen oder den Besatz der Buchdeckel mit farbigen Glaselementen, Schmuck- oder Edelsteinen und Ähnliches handeln. Meist wurden solche Einbände anlassbezogen angefertigt, z. B. mit Blick auf Krönungen, Bischofs- und Altarweihen und weitere religiöse wie weltliche Ereignisse von hervorgehobener Bedeutung. Die Analyse der Funktionen und des Gebrauchs solcher Prachteinbände wir mitunter durch nachträglich erfolgte Veränderungen erschwert.
Quelle(n):
F. A. Schmidt-Künsemüller: Mittelalterlicher Prachteinband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
R. Fuchs: Prachteinband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Remboîtage
Um den Anschein eines Einbands der Zeit zu erwecken oder ein wertvolles Werk mit entsprechend wertvollen historischen Einbänden zu versehen und damit aufzuwerten, wird der Buchblock in einen fremden Einband umgebunden. Auch das Wiedereinhängen in die alte Decke nach Auffrischungsarbeiten heißt Remboîtage.
Quelle(n):
Remboîtage, in: Fachbegriffe des Antiquariatsbuchhandels / Verband Deutscher Antiquare
P. Neumann: Remboîtage, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Rolle
Als Rolle wird im Kontext der Buchbinderei und Einbandforschung sowohl ein Werkzeug (alternativ auch Rollenstempel) bezeichnet als auch die Verzierung, die mittels dieses Werkzeugs auf das Einbandmaterial aufgebracht wird. Rollen-Verzierungen auf sind auf historischen Handeinbänden entweder in Form von Blindprägungen oder Vergoldungen vorhanden. Das Werkzeug, das hierfür benutzt wird, besteht aus einer runden Scheibe mit eingravierten Zierelementen, die über eine Achse mit einem Handgriff verbunden ist. Das Werkzeug wird über das Einbandmaterial gerollt und hinterlässt darauf einen Abdruck. Dieser Abdruck kann entweder vergoldet werden oder man belässt ihn ohne Vergoldung, dann spricht man von einer Blindprägung. Mit Rollen werden sich wiederholende Muster und längliche Formen erzeugt. Sie werden verwendet, um Einfassungen und Borden herzustellen, die parallel zu den Rändern des Buchdeckels verlaufen.
Quelle(n):
O. Mazal: Rolle, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
P. Adam: Der Bucheinband. Seine Technik und seine Geschichte, Leipzig 1890, S. 116
Roter Zerfall
Roter Zerfall, auch Lederzerfall oder Lederabbau ist durch starken staubigen Abrieb von porös gewordenem Leder gekennzeichnet. Es ist ein typischer Schaden bei Ledereinbänden vor allem des 19. Jahrhunderts. Der Zerfall entsteht durch bei der Gerbung verwendete und im Leder verbliebene Schwefelsäure und ist irreversibel.
Quelle(n):
D.-E. Petersen: Leder als Einbandstoff, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Roter Zerfall
Schließe
Schließen an Bucheinbänden waren während des Mittelalters sehr üblich. In dieser Epoche war es die Regel, Bücher liegend auf Pulten sowie in Kästen oder Schränken aufzubewahren. Die Buchschließen sollten verhindern, dass sich die liegenden Bücher öffneten. Buchschließen wurden auf dem Einband angebracht, zumeist entweder einzeln oder paarweise. Sie bestanden aus Lederriemen, die mithilfe von Metallspangen verschlossen wurden. Ab dem 16. Jahrhundert fanden zunehmend weichere Einbandmaterialien Verwendung, was dazu führte, dass die Lederriemen mit Metallschließen durch Stoffbänder oder Schnüre ersetzt wurden. Als man begann, Bücher in Regalen aufzustellen, wurden Buchschließen weitgehend überflüssig. Seit dem 17. Jahrhundert sind sie als Bestandteil historischer Bucheinbände kaum noch zu finden.
Quelle(n):
J. Veziti: Buchschließen, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Schnitt
Die Blattkanten bilden bei einem Buchblock drei Randflächen, die als Schnitt bezeichnet werden. Die Fläche, die dem Buchrücken gegenüberliegt, wird Vorderschnitt genannt. Die auf der Oberseite des stehenden Buchs befindliche Fläche nennt man Kopf-, seltener auch Querschnitt und als Fuß- oder Schwanzschnitt wird die die Fläche an der Buchunterseite. Bis ins 16. Jahrhundert wurden auf dem Schnitt mitunter Buchtitel, Signaturen oder Besitzkennzeichen aufgebracht. Das Aufschneiden der mehrfach gefalzten Bögen des Buchs an der Vorderseite mit einem Messer erzeugt einen sogenannten rauen Schnitt, der das Blättern der Seiten erschwert und zulässt, dass leichter Staub und Schmutz in das Buch eindringt. Seit dem mittleren 16. Jahrhundert benutzten Buchbinder ein Buchbinder- oder Beschneidehobel genanntes Werkzeug, um einen glatten Schnitt zu erzeugen. Dieser war auch Voraussetzung für Schnittverzierungen aller Art. Im 19. Jahrhundert setzte sich zunehmend der Maschinenschnitt mithilfe spezieller Beschneidemaschinen durch. Eine häufige Schnittverzierung ist der sogenannte Goldschnitt, der ab dem 15. Jahrhundert in Italien aufkam und sich während des Folgejahrhunderts in ganz Europa verbreitete.
Quelle(n):
G. Brinkhus: Schnitt, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Buchschnitt
Spiegel
Siehe: Vorsatzpapier
Stempel
Beim Einzelstempel handelt es sich um eines der ältesten Werkzeuge für Einbandverzierungen als Blindprägung oder Vergoldung. Buchbinderstempel entwickelten sich etwa seit dem 8. Jahrhundert. Der Stempel besteht aus einem Holzgriff an dessen Ende sich ein kleinflächiger metallener Kopf befindet, auf den die Figuren, Zierformen oder Schmuckmotive (z. B. Blüten, Blätter und Ranken) graviert sind, welche auf den Einband aufgebracht werden sollen. Je nach Art der Gravur, mit der das Motiv auf dem Kopf erzeugt wurde, spricht man von positiven oder negativen Stempeln. Anhand historischer Bucheinbände ist eine immense Vielfalt an Stempelmotiven nachweisbar und der Stempelvergleich ist eine der wichtigsten Methoden der Einbandforschung, wenn es um die Zuordnung von Einbänden zu bestimmten Buchbinderwerkstätten geht. Aus dem Stempel entwickelten sich Rollen, Platten, Fileten und weitere Werkzeuge zur Verzierung von Einbänden.
Quelle(n):
C. W. Gerhardt / E.-P. Biesalski / H.-J. Genge: Stempel, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
P. Adam: Der Bucheinband. Seine Technik und seine Geschichte, Leipzig 1890, S. 116
Streicheisen
Das Streicheisen ist das wohl älteste Werkzeug zur Herstellung von Einbandverzierungen. Buchbinder nutzten es, um einfache oder mehrfache Linien in Blindprägung auf das Einbandmaterial – meist Leder – aufzubringen. Das Streicheisen ist häufig aus Bronze oder Messing angefertigt und besitzt die Form eines spitz zulaufenden und an der Vorderkante abgerundeten Spatens. Das Werkzeug besitzt ein langes Heft aus Holz, das an der Schulter abgestützt werden kann, wenn das erhitzte Eisen über das Einbandleder gezogen wird. Im Mittelalter Bestanden waren die sogenannten Streichlinien oft der einzige Einbandschmuck. In späterer Zeit teilten Buchbinder dein Einband mithilfe des Stricheisens häufig in Felder ein, die unterschiedlich verziert wurden.
Quelle(n):
E.-P. Biesalski: Streicheisen, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
P. Adam: Der Bucheinband. Seine Technik und seine Geschichte, Leipzig 1890, S. 116
Supralibros
Viele Handeinbände aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit verfügen neben anderen Verzierungen über sogenannte Supralibros, die Elemente wie Initialen, Monogramme, Devisen (d. h. Wahlsprüche), Porträts, Wappen und Jahreszahlen umfassen können. Zu sehen ist dies beispielhaft auch auf der rechts abgebildeten Durchreibung eines Prachteinbands aus dem Jahr 1564. Supralibros sind eine Sonderform des Exlibris. Während Letztere sich inneren des Buchs befinden, werden Supralibros auf den angefertigten Bucheinband aufgebracht und sind somit Teil des Einbandschmucks. Sie haben aber nicht nur einen schmückenden Charakter, sondern verweisen wie Exlibris auf die Person, in deren Besitz sich ein Buch befindet und ggf. auf das Jahr der Einbandherstellung.
Quelle(n):
E.-P. Biesalski: Supralibros, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
F. Funke: Buchkunde. Ein Überblick über die Geschichte des Buches. München 1999, S. 364-365
Surrogat
Surrogate ersetzen wertigere Materialien mit ähnlichen optischen Eigenschaften aber teilweise weniger wertiger Funktionalität. So wird Blattgold durch Schlagmetall aus Messinglegierungen ersetzt, die dann anders als Gold im Laufe der Zeit Korrosionsspuren aufweisen können, wie zum Beispiel bei geprägten Brokatpapieren. Für Verlagseinbände des 19. Jahrhunderts wurden Schlagmetalle erfunden, die kaum noch korrodierten. Vor allem im Zuge der Industrialisierung der Buchherstellung und damit der massenhaften Buchproduktion wurden Materialien entwickelt, die einerseits weniger kosteten und andererseits eine maschinelle Verarbeitung ermöglichten. So verdrängte speziell bearbeitetes Gewebe das Leder als Bezugsmaterial nahezu vollständig.
Quelle(n):
E.-P. Biesalski: Die Mechanisierung der deutschen Buchbinderei. 1850-1900. Frankfurt am Main 1991. Zugleich: Dissertation, Universität Mainz, 1989. ISBN 3-7657-1614-6, S. 60
Tonpapier
Siehe: Buntpapier
Verlagseinband
Ab dem mittleren 19. Jahrhundert wurden Bücher zu einem industriell herstellbaren Massengut und so auch Bucheinbände. Maschinell produzierte Bucheinbände ab dieser Zeit werden in der Einbandforschung als Verlagseinbände bezeichnet und aufgrund der Herstellungsweise von den Handeinbänden abgegrenzt. Interessant für die Forschung sind solche Einbände, da die Verlage sie oftmals künstlerisch gestalten und verzieren ließen. Nicht selten wurde eine Auflage eines Buches mit Einbänden von unterschiedlicher Material- und Präge- bzw. Druckqualität versehen. Die verschiedenen Exemplare wurden dann – je nach Qualität – zu unterschiedlich hohen Preisen angeboten.
Quelle(n):
E.-P. Biesalski: Verlagseinband, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
F. Funke: Buchkunde. Ein Überblick über die Geschichte des Buches. München 1999, S. 342-345, 361-364
Staatsbibliothek zu Berlin: Verlagseinband
Vorsatzpapier
Als Vorsatzpapier wird das Papier bezeichnet, aus dem der Vorsatz eines Buchs besteht. Beim Vorsatz handelt es sich um einen Buchbestandteil, dessen Aufgabe es ist, den Buchblock mit den Buchdeckeln zu verbinden. Das auf dem Buchdeckel festgeklebte Vorsatzpapier wird als Spiegel bezeichnet. Das Vorsatzpapier muss eine gewisse Stabilität und Festigkeit besitzen, weshalb es oft dicker ist als das Papier, aus dem der Buchblock besteht. Für Handeinbände wurden mitunter Buntpapiere als Vorsatzpapier verwendet. Bei Verlagseinbänden nutzte man die Fläche des Vorsatzpapiers manchmal, um sie mit Informationen zum Buchinhalt, Werbung und Bildern zu bedrucken.
Quelle(n):
H. Bansa: Vorsatzpapier, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wasserzeichen
Mit Wasserzeichen können Papiere gekennzeichnet sein. Es handelt sich ins Papier eingebrachte unterschiedliche Papierstärken, die beim Schöpfen entstehen. Diese sind sowohl bei handgeschöpftem als auch bei industriellem Papier herstellbar und sind am besten zu erkennen, wenn des Papierblatt gegen eine Lichtquelle gehalten wird. Aber auch bei in Einbänden verarbeiteten Papieren kann unter Umständen ein Wasserzeichen durch leicht unterschiedliche Helligkeit des Papiers erkennbar sein. Mittels einer Thermografiekamera können Wasserzeichen durch infrarotes Licht auch bei überklebten Papieren, bei Handschriften und bei Buntpapieren sichtbar werden.
Quelle(n):
H. P. Neuheuser: Wasserzeichen, in: Lexikon des gesamten Buchwesens Online
Wikipedia: Wasserzeichen